Kartierung der Apfelsorten in der Donsbacher Gemarkung

Die Kartierung von Streuobstwiesen in der Donsbacher Gemarkung war Thema einer Präsentation in der Naturstation „Talblick“ des NABU Donsbach. Der Präsentation ging voraus, dass die Hessische Umweltministerin Priska Hinz einen Förderbescheid zum Zwecke einer Kartierung übergeben hatte. Mit dem Pomologen Steffen Kahl wurden sodann an einem halben Tag die Donsbacher Streuobstwiesen kartiert. Die Zeit war jedoch zu kurz, um alle Wiesen und Bäume zu kartieren. Dies soll im nächsten Jahr fortgeführt werden. 

Nicht desto trotz war es dem NABU Donsbach ein Anliegen, die schon erfolgte Kartierung einem breiten Publikum vorzustellen. Im Vorfeld hatte die Landschaftspflegevereinigung Lahn-Dill die Namen der Apfelsorten auf Google Earth Bildern notiert. Darauf baute die Präsentation vom Vorsitzenden des NABU Donsbach, Frank Markus Dietermann, auf. Der Streuobstbau sei, so Dietermann, eine naturverträgliche Wirtschaftsweise und werde als Hochstamm-Obstbau ohne Einsatz synthetischer Behandlungsmittel -Pestizide oder Dünger- definiert. Grundlage seien insbesondere eine große Vielfalt an Apfel- und Birnensorten, aber auch Zwetschgen, Pflaumen, Kirschen und Walnüsse. Viele dieser 3.000 Sorten komme nur regional vor. Die Streuobstwiesen seien ein Kultur- und Naturerbe von hohem Wert. In den Streuobstbeständen Mitteleuropas kämen über 5.000 Tier- und Pflanzenarten vor. Dies vor allem wegen der naturverträglichen Nutzung. Die Kombination von hoher Obstsortenvielfalt und Artenreichtum führe dazu, dass die Streuobstbestände Biodiversitätszentren seien. Und dafür habe Deutschland eine internationale Verantwortung. Dietermann zeigte sieben größere Streuobstwiesen auf. Zu jeder Fläche waren die Bäume mit ihren Namen aufgeführt. Neben den Karten wurden Bilder der Streuobstwiesen, von Apfelbäumen und den Früchten gezeigt. Insgesamt konnten 35 Apfelsorten und drei Birnensorten bestimmt werden. In der Elbertsgrube gibt es die Arten Landsberger Renette, den Luisenapfel sowie zwei kräftige Bäume mit dem Namen Raafs Liebling. Im Uckerstal konnten die Sorten Golden Delicious, Jakob Lebel, Riesenboiken, Schöner aus Boskop und die Goldrenette von Blenheim kartiert werden. Auf dem Stück Martinsborn gab es die meisten Arten. Unter anderem waren dort der Doppelte Bellefleur, der Geflammte Kardinal, Kaiser Wilhelm, Prinzenapfel, der Salemer Klosterapfel, Ontario und Signe Tillisch anzutreffen. Auch die Gräfin von Paris, eine Birnensorte, war vor vielen Jahren dort gepflanzt worden. Wo die Namen ihren Ursprung haben, erläutere Dietermann an einigen Exemplaren.  Dieses Thema hätte einer eigenen Veranstaltung bedurft. Im Radelbach konnte auch vom Fachmann Kahl eine Apfelsorte nicht bestimmt werden: Kurzer Hand wurde diese Sorte Donsbacher Streifling getauft. Im Anschluss an den Vortrag teilten die Zuhörer mit, welche Grundstücke sie ihr Eigen nennen und wann die Bäume gepflanzt wurden. Es zeigte sich, dass die meisten Bäume kurz vor und während des Zweiten Weltkrieges gepflanzt wurden. Dietermann führte abschließend aus, dass diese Bäume ihren Zenit überschritten hätten und in einigen Jahrzehnten absterben würden. Daher sei es wichtig, dass sich die Menschen wieder mehr mit dem Lebensmittel Obst befassen sollen. Am besten gucke man, welche Stücke einem in der Gemarkung gehören, um dort vielleicht einen weiteren Obstbaum zu pflanzen. Für die Natur und die Menschen.